Seit die eigenständigen Musikgesellschaften Tosters und Tisis gegründet wurden, sind nun mehr als 140 Jahre vergangen. Das ist mit Sicherheit die längste Vereinsgeschichte Feldkirchs. Im Jahre 1874 gründete in Tosters der damalige Organist der Pfarrkirche St. Corneli Franz Mayer, den ersten der beiden Musikvereine. Schon ein Jahr später hob August Müller, gemeinsam mit seinen Brüdern, das Tisner Pendant aus der Taufe. Organisation und Ausstattung von damals darf man nicht mit heute vergleichen. So gab es keine einheitliche Uniform und es mangelte auch an so manchen Instrumenten. Die Vereinsfahnen konnten nicht vor 1884 bzw. 1908 angeschafft werden. Die beiden Musikgsellschaften waren dabei auf Sammlungen in der Bevölkerung angewiesen. Hilfreich war, dass auch nach Feldkirch ausgerückt wurde und so die Sammeltätigkeit auf den Bereich der Stadt ausgedehnt werden konnte. Offiziell ins Vereinsregister eingetragen wurde die Tostner Gesellschaft erst 1908. In Tisis hatte sich indessen eine zweite Gruppe um August Müller jun. gebildet. Diese ließ sich 1914, im Jahr in dem auch der erste Weltkrieg ausbrach, als „Harmonie Tisis“ anmelden.
Mit Ausbruch des Krieges wurden über kurz oder lang zahlreiche Vereinsmitglieder eingezogen, wodurch die Aktivität der Musikkapellen gezwungenermaßen zum Stillstand kam. Nach dem Kriegsende wurde in den 20er Jahren schnell wieder mit Proben und Ausrückungen begonnen und in Tisis wurde die Musikgesellschaft in die neue Harmoniemusik eingegliedert. Parallel kam es 1925 zu Vereinigung von Tisis und Tosters mit Feldkirch. Die friedliche Phase der Zwischenkriegszeit sollte aber nicht lange dauern. Im März 1938 kam es zum Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland und bald darauf erneut zur Rekrutierung einiger Mitglieder zum Militärdienst. Die Vereine verloren aufgrund dieser Umstände immer mehr Mitglieder und waren schließlich nicht mehr in der Lage ohne Aushilfskräfte von außen auszurücken. Dementsprechend schlossen sich die beiden Kapellen aus Tisis und Tosters zur „Harmoniemusik Tisis-Tosters“ zusammen.
Die ursprüngliche Notlösung zur Aufrechterhaltung der musikalischen Tätigkeit erwies sich als sehr erfolgreich. Die Schikanen seitens der nationalsozialistischen Machthaber dürften hier dazu beigetragen haben, die ursprünglich eingeständigen Vereine zusammen zu schweißen. So wurde beispielsweise die Teilnahme an kirchlichen Anlässen nur noch selten erlaubt. 1943 führten andauernde Einberufungen erst dazu, dass die Vereinstätigkeit ruhend gestellt werden musste. Unmittelbar nach Beendigung des Krieges wurde aber bereits wieder geprobt und 1952 eine einheitliche Uniform eingeführt. Seit 1953 wird die Vereinsfreundschaft mit dem Musikverein Meckenbeuren gepflegt. Nach einer kostspieligen Uminstrumentierung im Jahr 1956 brachten die folgenden Jahrzehnte zahlreiche Erfolge und in Folge auch den Aufstieg von der Unterstufe in die Kunststufe.
Bereits seit 1969 stand die Harmoniemusik Tisis-Tosters unter der Leitung von Kapellmeister Willi Doleschal, der durch sein musikalisches Können und pädagogisches Talent den Verein maßgeblich prägte. Gemäß den Vereinszielen gute Blasmusik zu spielen und sich selbst und den Zuhörern Freude an der Musik zu bereiten, entwickelte sich die Harmoniemusik zu einem über die Grenzen Feldkrichs hinaus angesehenen Blasorchester. Wesentliche Aufgaben des Vereins sind die Beteiligung an kirchlichen wie auch weltlichen Anlässen. Bereits seit 1963 präsentieren sich die Musikanten in der Rheintaltracht. Die rund sechzig Mitglieder der Harmoniemusik Tisis-Tosters sind auch abseits des Herbstkonzertes, das den eindeutigen musikalischen Höhepunkt im Vereinsjahr darstellt, äußerst aktiv. Durchschnittlich rückte in den letzten Jahren jedes Mitglied im Jahr etwa 30 mal aus und nahm an 110 Proben teil. Besonders wichtig ist den Verantwortlichen die Förderung der Jugend. Schon seit dem Jahr 1997 besteht die „Teenyband“ als eigene Jugendkapelle der Harmoniemusik. Hier wird Jugendlichen die Möglichkeit geboten, bereits nach einer kurzen Ausbildungszeit mitzuspielen. Gegenwärtig nutzen rund dreißig Jungmusikanten diese Gelegenheit. Der Musikverein steht für die Zukunft somit auf einer gesunden Basis.